Kunsttherapie

Das auffälligste Merkmal der Kunsttherapie ist das Nutzen von sichtbaren Materialien und Werkstoffen. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung werden oftmals über den visuellen Sinneskanal angesprochen. Damit nutzt Kunsttherapie die Stärken dieser Gruppe.

Das gestalterische Material (Stifte, Farben, Ton, Holz etc.) bietet mit seinen Eigenschaften ein weitgefächertes Übungsfeld, um zu experimentieren. Während beispielsweise flüssige Materialen wie Farbe expressives, spontanes Arbeiten ermöglichen, ist es bei den meisten Holzarbeiten sinnvoll seine Handlungen konkret zu planen und Schritt für Schritt auszuführen. Die Wahl des Materials, wie auch die Art und Weise, wie das Material genutzt wird (z. B. chaotisch oder auch sehr strukturiert, fast zwanghaft sortiert, mit kräftigen Bewegungen oder auch ganz klein und zurückhaltend), wird in dem Arbeitsprozess und auch im Produkt sichtbar.

Prozess und Produkt geben dadurch Hinweise, wie der/die Klient*in die Welt wahrnimmt und welche Strategien er/sie entwickelt hat sich in dieser zu bewegen. Er/Sie hinterlässt sozusagen seine/ihre individuellen Spuren des Materialgebrauches, sodass man darauf zurücksehen kann und Veränderungen sichtbar werden. Das Werkstück/Produkt in der Kunsttherapie bleibt bestehen. Man kann es sehen, anfassen und immer wieder darauf zurückgreifen, um es zu erweitern. Durch das sichtbare Werkstück wird das Vorstellungsvermögen unterstützt und Ausdrucksvermögen gefördert. Das bestehende Produkt ist der Ausdruck eines Erfolges, der weiterhin besteht und dem ganzen Umfeld gezeigt werden kann. Es fungiert zusätzlich als Bindeglied zwischen Therapeut*in und Klient*in, z. B. in Bezug auf Zusammenarbeit, Kommunikation, Beziehungsgestaltung etc. Ein gemeinsames, fassbares Ziel entsteht.

Das Setting in der Kunsttherapie kann je nach Bedarf individuell oder in einer Gruppe gestaltet werden. Dies bietet die Möglichkeit, entweder unabhängig vom anderen, nebeneinander oder in Zusammenarbeit an einem Produkt zu arbeiten. Es kann an individuellen oder an gemeinschaftlichen Zielen gearbeitet werden. Zusammenarbeit und Kommunikation spielen hierbei eine wichtige Rolle.