Tanz- und Bewegungstherapie

In der Tanz- und Bewegungstherapie nutzt der/der Therapeut*in den körperlichen Ausdruck um in Kontakt mit dem/der Klient*in zu kommen und eine Beziehung aufzubauen. Dadurch ist dieses Angebot insgesamt stärker nonverbal auf die Köperwahrnehmung orientiert und benötigt weniger oder keine lautsprachlichen Mittel. Wir erleben dieses therapeutische Unterstützungsangebot als sinnvoll für Klient*innen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, da sie häufig Schwierigkeiten mit der (verbalen) Kommunikation haben.

Das Arbeiten mit Körper und Musik ermöglicht Wahrnehmung und Erleben mit mehreren Sinneskanälen zugleich. Der Zugang zur Umwelt wird für den/die Klient*in so erleichtert und aus der Verknüpfung mit Sprache gelöst. Das langfristige Ziel der Verbesserung von sozialer Integration durch Erweiterung des Verständnisses für Körperhaltung, Gestik und Mimik wird aktiv und eigenmotiviert in der Bewegung gefördert.

Die Tanz- und Bewegungstherapie kann zusätzlich viele unterschiedliche positive Effekte für den/die Klient*in bewirken. So wird z. B. das Bewegungsrepertoire nach und nach erweitert, die Wahrnehmung der eigenen Bewegungen und der Reaktion des Anderen gestärkt oder der mimische und gestische Ausdruck von Gefühlen gefördert. Auch die Reduktion von Verhaltensbesonderheiten wie Aggressionen oder Stereotypien sowie die grundsätzliche Stärkung des Selbstwertgefühls und der Eigenmotivation können beobachtet werden.

Verschiedene Materialien (Tücher, Stöcke, Bälle, Tanzsäcke, Reifen usw.) haben unterschiedliche Einflüsse auf die Art der Bewegung der Menschen. Stöcke animieren z. B. zu kräftigen und bewussten, direkten Bewegungen, Tücher hingegen eher zu indirekten fließenden und experimentelleren. Tanzsäcke schaffen z. B. einen abgegrenzten Raum, in dem sich der Mensch mit ASS sicherer fühlen kann und somit besser in die Bewegung kommt. Hierdurch werden die verschiedenen sensorischen und sozialinteraktionsorientierten Besonderheiten unserer Klient*innen individuell und sehr motivierend berücksichtigt.

Auch die Bewegungsangebote können verschieden aufbereitet werden. So ist es bei manchen Klient*innen angezeigt, eine bestimmte Bewegung oder einen bestimmten Ablauf vorzugeben und sie zur Imitation zu bewegen. Bei anderen ist gerade das sehr freie und nicht vorgegebene Arbeiten hilfreich, um ein gemeinsames Bewegungserleben zu entwickeln. Das Bewegungsmuster wird unabhängig von der Herangehensweise entsprechend erweitert, verändert oder verfestigt.

Bewegungsaktivitäten werden häufig auf Video festgehalten um das Erlebte später zu reflektieren. Gemeinsam werden dabei Eindrücke und Erfahrungen mit der Zielstellung ausgetauscht, positive Entwicklungen auf andere Lebensbereiche zu übertragen.